Angstcaruso Kapitel 47

 

Angstcaruso Kapitel 47

Die Eingesperrten teilen einander ihre Träume per Klopfzeichen mit. Sie klopfen auf die Rohre: Mutter hat sich scheiden lassen. Der neue Alte ist besser auszuhalten. Mit ihm kann man die Nacht durchsaufen und schon zum Frühstück Bratwurst essen. Der alte Alte hockt in der Kirche. Seine Brüder schämen sich, weil er auf allen Beerdigungen auftaucht und im Namen der Familie Beileid ausdrückt.
(...) Der Traumdeuter trommelt. Die Gefangenen beginnen im Takt seiner Schläge zu swingen. Bereit sind fast alle. Auch die Wärter fühlen die geheimnisvolle Kraft, die durch die Röhren pulst.
(...) Da! Genau in diesem Augenblick passiert es. Der Erdbeerdieb in Turnschuhen macht ein Gedicht, unsterblich schön, den Tieren zugedacht, die durch die Wälder pirschen. Man hörte nur das Wehen der Gräser, roch den Ernst der Lebensgefahr, scharf und rot, wollte aufspringen, sich retten, und wusste doch: vergeblich.

HOMEPAGE Bildersaal 01.01.2003/RE © Roland Epper und Theo Köppen